Beeinflussung der Kurzsichtigkeit

Was bedeutet Kurzsichtigkeit (Myopie)?

Kurzsichtige sehen ohne Korrektion in der Ferne unscharf, in der Nähe hingegen scharf.

kurzsichtig rechtsichtig

Das Auge ist im Verhältnis zu seiner Brechkraft zu lang.

    • Ein 1 mm zu langes Auge entspricht ca. -3 dpt Kurzsichtigkeit.
    • In der Regel wächst das Auge und damit die Fehlsichtigkeit bis ca. zum 25 Lebensjahr.
      (stärkste Entwicklung etwa zwischen 6 und 15 Jahren).
    • Nach derzeitigem Wissensstand hat die Veranlagung zur Kurzsichtigkeit genetische Komponenten und ist stark vom Aufenthalt in geschlossenen Räumen und anderen Bedingungen begünstigt.
    • Eine starke Kurzsichtigkeit bringt erhöhte Risiken für die Augengesundheit mit sich. Zu nennen wären: Netzhautprobleme, Makulaveränderungen und Glaukomrisiko. Als kritisch sieht man mittlerweile Werte über -6,0 dpt bzw. Augenlängen über 26mm an. Ein Augenwachstum in diesen Bereich gilt es möglichst zu verhindern.
    • Wir bieten die Möglichkeit das Längenwachstum des Auges zu prüfen und so Abweichungen frühzeitig zu entdecken.

Faktoren, die die Zunahme der Kurzsichtigkeit begünstigen:

  • Zu lange Naharbeit, dadurch visuelle Überlastung in der Nähe.
    Besser: Nach 30–45 Minuten Naharbeit -> 10 Minuten Pause (30:10-Regel).
  • Zu geringer Leseabstand.
    Besser: Auf 40-60cm Abstand achten.
  • Schlechte Beleuchtung.
    Besser: Helles Leuchtmittel mit dem Tageslicht ähnlicher Farbtemperatur (5000 – 6500 Kelvin) verwenden. Die Helligkeit sollte am besten über 500 lux liegen. Noch besser: Bei Tageslicht arbeiten.
  • Brille.
    Durch Abbildungsfehler eines üblichen Brillenglases wird das Längenwachstum des Auges angeregt.
    Besser: spezielle Contactlinsen mit peripherem Defokus (oder mittlerweile auch spezielle Brillengläser)
Quelle: Focus Online 03.2014

Was kann ich hier für mein Kind tun?
Folgende Maßnahmen haben sich nach aktueller Studien-Datenlage als sinnvoll und vielversprechend erwiesen:

  • Wesentlich zur Vorbeugung und Beeinflussung: Mindestens 1,5-2 Stunden am Tag Aufenthalt im Freien (zusätzlich zu den Schulpausen), d.h. Tageslicht und auch Bewegung.
    (Die Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin steigt durch die Zusammensetzung des natürlichen Lichtspektrums. Dopamin hemmt wiederum u.a. die Entwicklung der Kurzsichtigkeit.)
  • Das Licht in Räumen sollte möglichst hell (über 500 Lux) und von tageslichtähnlicher Farbtemperatur (5000-6500 Kelvin) sein.
  • Bei bestehender bzw. beginnender Kurzsichtigkeit: Grundsätzlich frühzeitige Korrektion durch Contactlinsen (ca. ab Einschulung), besonders wirkungsvoll: Ortho-K-Linsen oder spezielle “Kurzsichtigkeits-Verhinderungs-Linsen”.
  • Gesunde Ernährung, d.h. bezogen auf das Auge: Vitamin A (Fisch, Milch, Eier), Beta-Carotin (Karotten, gelbes u. rotes Gemüse) und Lutein (Spinat, Erbsen u.a. grünes Gemüse).
  • Ggf. nach Rücksprache mit Ihrem Augenarzt niedrig dosiertes Atropin verabreichen.
    (Die medikamentöse Behandlung beeinflusst das Akkommodations– und Wachstumsverhalten des Auges).

Gerne beraten wir Sie im Rahmen eines vereinbarten Termines ausführlich über die individuellen Möglichkeiten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Weitere Informationen und auch einen Fragebogen zum „Myopierisiko“ finden Sie u.a. unter www.myopiacare.org

Quellen:

Arte – Dokumentation: Generation kurzsichtig (2017/18) (Arte-Mediathek)
Deutsche Augenärztliche Kontaktlinsengesellschaft e.V. – Patienteninformation 2015/16 – Fachtagungsinfo 2016/2017/2018
Stellungnahme Berufsverband der Augenärzte / DOG Dezember 2018
Deutsches Ärzteblatt/Jg. 114/Heft 35-36/Sept. 2017
Silke Lohrengel MSc., Broschüre „Mein Kind ist kurzsichtig – was nun?“
Prof. Dr. rer. nat. Frank Schaeffel, Patienteninformation Kurzsichtigkeit, Universitätsklinik Tübingen, Institute for Ophthalmic Research
FAZ online / Spiegel online / Süddeutsche Zeitung online / Stern online